Vita / Marion La Marché
Stand: Januar 2010
Eigentlich fing alles schon im Bauch meiner Mutter an, die damals im fünften Schwangerschaftsmonat zusammen mit meinem Vater einen Rock’n Roll-Tanzwettbewerb bestritt. Dieser wurde zwar nicht gewonnen aber vielleicht legte das rhythmische Durchrütteln meinerseits den Grundstein zur Musikalität.
Da mein Vater schon Jahre vor meiner Geburt in verschiedensten Bands als Leadsänger zugange war und wir bei uns zuhause immer einen Proberaum besaßen war der Gang zum Mikrophon quasi vorprogrammiert.
Meine erste Mikro-Erinnerung: ich war vier Jahre alt und sang über die PA meines Vaters zur Platte von Witthüser und Westrupp den „Rat der Motten“ – auswendig logischerweise, ich konnte ja noch nicht wirklich lesen.
Während meines siebten Lebensjahres bekamen wir von Bekannten ein uraltes Schrabbelklavier geschenkt, das wurde in unseren Hobbyraum gestellt und ich klimper-te täglich auf diesem extrem verstimmten Teil vor mich hin.
C-Dur war für mich, wie für die meisten, der große Einstieg.....
In der dritten Klasse begann ich tiefer ins Blockflöten-Geschäft einzutauchen, ab der vierten war es dann schon die Altflöte und es folgten recht anspruchsvolle Duett-Gigs in der Sparkasse zu Mörlenbach/Odw. oder beim Volkshochschulen-Dachverband Wesch-nitztal.
Im Grundschulchor bekam ich schon bald meine ersten Solo-Parts auf’s Auge ge-drückt, ich erinnere mich noch an eine komplette Solo-Strophe von „Stille Nacht“ in der katholischen Kirche zu Mörlenbach an Heiligabend 1977 und das obwohl ich nicht dieser Konfession angehörte!
Es folgten langwierige Privat-Sessions im Kinderzimmer vorm Ganzkörperspiegel, als Gitarrendummy diente ein schwarzer Soft-Tennisschläger; auf eine Art Lötkolben wurde der dazugehörige gelbe Softball gesteckt und das Ganze dann an einem gakeligen, silbernen Notenständer mit Tesa befestigt. Ganz großes Kino, leider nicht dokumen-tiert.
Nachdem sich meine Familie ab meinem 13. Lebensjahr mehr oder weniger in Wohlgefallen auflöste, war ich gezwungen meinen Fokus mehr oder weniger auf dieses „Neues-Familienleben-Thema“ auszurichten, da blieb nicht mehr viel Raum zum experimentellen Musizieren aber dafür hörte ich in diesen Jahren ohne Unterlass sehr viel trostspendende Musik.
Mit 16 und keinem vorhandenem Elternhaus mehr stieg ich in eine völlig abgefahrene Band als Background-Sängerin ein, die da hieß: „Mäx Diesel und die Sex Zylinder“ – yeah!
Ich kann mich an keinen einzigen verdammten Song mehr erinnern, es handelte sich ausschließlich um eigenes Material, der Lead-Sänger war mein damaliger Freund und hier zeigt es sich gnadenlos wieder: ohne Connections läuft in diesem Geschäft gar nix. Nach dem unfassbar geilen Abitur-Sommer 1988 gründete ich mit Andreas Singer, Steffen Schmitt, Werner „Schwien“ Metzger und Jens Pückert meine erste, offizielle Band: „Southern Spirit“. Wir belegten den dritten Platz beim Newcomer-Wettbewerb in Rimbach und es folgten ein paar Support-Jobs mit der im Odenwald sehr beliebten Band „The Starfucker“.
„Southern Spirit“ existierte etwas mehr als ein Jahr, und nach der Auflösung meiner ersten Band war ich recht unbedarft auf der Suche nach einer neuen Combo.
Ein damals junger, aufstrebender Schlagzeuger schlug mich als zweite Sängerin für eine Weinheimer Formation vor, die Band hieß „P-Town“.
Hier geschah dann das, was mein bis dato noch recht orientierungsloses emotionales wie auch musikalisches Leben veränderte:
ich verliebte mich Hals über Kopf in den Keyboarder dieser Kapelle!
Tja, wie das Leben so spielt - nun sind wir schon über zwanzig Jahre ein Paar, unser Sohn befindet sich im Wahnsinns-Stadium der Pubertät und ich muss ganz ehrlich sagen:
ohne Thomas wäre meine Spiritualität und auch Musikalität (unter anderem die Liebe zum Jazz) wahrscheinlich recht verkümmert geblieben.
Ich habe ihm sauviel zu verdanken.
1990 stieg ich zusätzlich in die bis dato sängerinnenfreie Heidelberger Jazz und Tanz-Combo „The Modern Dance Band“ ein. Ich bekam das erste Mal in meinem Leben eine Gage, die sich sehen lassen konnte und das war für mich der Auslöser eine neue, professionelle Denkstruktur bezüglich des Musikmachens in mein Leben zu integrieren.
„P-Town“ löste sich 1993 auf: wir spielten fast nur eigene Songs und es gab leider viel zu wenig Gigs, denn mit eigenem Material an Auftritte zu kommen ohne in aller Ohren zu sein - das war und ist - sehr schwer.
Thomas und ich gründeten dann mit den Drummer von P-Town, Andreas „Brewi“ Breitwieser eine neue Cover-Band und wir nannten uns „Five for Fun“. Motto war, all das zu spielen, was jeder einzelne total mochte, wir coverten Songs wie „Body surfing“ von Santana oder völlig unbekannte Stücke von Little Feat, Gino Vanelli oder Spliff. Auch dieses Projekt scheiterte nach eineinhalb Jahren an akutem Gigmangel, außerdem wurde ich Anfang 1995 schwanger und unser Gitarrist Berk Demirai gründete seine erste Folk-Ethno-Truppe „Wild Silk“, die sich innerhalb kürzester Zeit vor Jobs nicht mehr retten konnte.
Nach der Geburt meines Sohnes Raphael im Oktober 1995 brach ich mein Pädagogik-Studium ab, versuchte mich erneut als Rezeptionsdame im stiefmütterlichen Hotel zu Heidelberg, musste aber recht schnell feststellen, dass dies nie und nimmer meine Welt sein würde in der ich beruflich alt werden wollte.
Die „Modern Dance Band“ lief stets parallel neben vielen kleineren Projekten einher.
Ich etablierte mich im Rhein-Neckar-Kreis immer mehr zum „Einspringerle“ bei Bands deren Sängerinnen kurzfristig ausfielen, da mein Repertoire längst viele Musikstile abzudecken in der Lage war, und so lernte ich stets neue Musiker kennen, die mir irgendwelche Gigs vermittelten, wie bereits erwähnt:
ohne Connections läuft in diesem nicht immer einfachen Business nix, gar nix!
1999 erfolgte ein erneuter, künstlerischer Umbruch:
ich stieg in die Kabarett-Truppe „Die Allergiker“ ein. Mit Frederic Hormuth, dem Mitbegründer dieses Trios war ich im gleichen Jahrgang der Martin-Luther-Schule in Rimbach/Odw.
Im Zuge des 10jährigen Abi-Nachtreffs bei dem Fredi und ich zwei, drei Jazz-Standards zum Besten gaben, kam er auf die Idee mich mit ins Kabarett-Boot zu holen, da zu diesem Zeitpunkt schon klar war, dass die bisherige Frau der „Allergiker“ die Truppe wieder verlassen wollte.
Es folgten fünf lehrreiche und hochinteressante Jahre mit den „Allergikern“. Hier habe ich das Sprechen auf der Bühne gelernt und ich entdeckte meine Liebe für alles was mit Theater und der „Darstellenden Kunst“ zu tun hat.
Ende 2000 entschied ich mich wieder für ein neues Wirkungsfeld, nachdem viele Kollegen und Bekannte mich dazu ermutigten, meine angesammelte Bühnenerfahrung doch bitte an andere Menschen weiter zu geben: ich begann zu unterrichten.
Die Musikschule Rauenberg benötigte damals dringend eine Gesangslehrerin und ich betrat wieder einmal Neuland.
Dieser Bereich ist aus meinem Leben mittlerweile nicht mehr wegzudenken; ab 2003 durfte ich auch zwei bis dreimal jährlich wöchentliche Gesangsworkshops an einem wunderschönen Platz in der Toskana halten, die Zusammenarbeit endete im Jahr 2009, in Rauenberg unterrichte ich immer noch.
2003 schrieb ich zusammen mit dem Regisseur Jürgen Flügge das Rocktheater „Janis – Piece of my heart“, das im selben Jahr während der Ettlinger Schlossfestspiele seine Premiere feierte.
Das Stück handelt vom Leben und vor allem Sterben der Janis Joplin und ich behaupte an dieser Stelle einfach ganz unverblümt, dass jeder, der es gesehen hat wesentlich mehr über Janis Joplin weiß und auch versteht warum sie so war, wie sie war.
Und warum sie so gesungen hat.
Der Erfolg war umwerfend! 2004 erfuhr das Stück in Ettlingen eine Wiederaufnahme, ab 2006 waren wir mit der Janis-Show für eineinhalb Jahre im Pforzheimer Stadttheater als Gastproduktion zugange und 2007 folgte eine Art Tournee durch die Stadthallen und Theater Deutschlands.
Vor kurzem habe ich die Nutzungsrechte an einen Verlag abgetreten und ich bin sehr gespannt, was mit diesem meinem Rock-Theater-Baby noch alles so geschehen wird....
2004 sprach mich der Intendant des Baden-Badener Theaters an, ob ich denn Lust hätte bei dem Trash-Musical „Der kleine Horrorladen“ einen ulkigen Part zu übernehmen: meine Aufgabe bestand darin, der brachial wachsenden Pflanze „Audrey II“ meine Stimme zu verleihen!
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel Spaß mir diese Produktion bereitet hat, ein weiteres, berufliches Highlight in meinem Leben.
Mit der „Modern Dance Band“ ging es dann 2004 unweigerlich zu Ende, und ich spielte vermehrt mit einer Karlsruher Tanzband-Formation in die lange zuvor schon mein Mann eingestiegen war. Im Grunde wechselte ich nur die Band. Der Auftrag, den wir zuvor über Jahre mit der MDB erfüllten war annähernd der Gleiche. „5th Avenue“ heißt die Truppe und die Tatsache, dass unser Schlagzeuger auch gleichzeitig eine Event-Agentur besitzt, macht es zumindest ein wenig einfacher nette Jobs zu bekommen.
Im Sommer 2008 erhielt ich einen Anruf aus Wattenscheid. Eine dort ansässige Agentur war auf der Suche nach einer deutschen Rockröhre für die Formation „The Rock Classic Allstars“. Im November ’08 durfte ich mit den Jungs meinen ersten Gig in Bochum bestreiten und seitdem bin ich mehr oder weniger fester Bestandteil dieser überaus lustigen, freundlichen und fett lauten Rocktruppe.
Anfang des Jahres 2009 gründete ich zusammen mit Ralf Blaschke, einem Heidelberger Gitarristen das „Duo La Marché“. Ralf ist ein begnadeter Musiker und wir hatten seither schon viele tolle Gigs miteinander. Das Motto unseres Duos ist: Cover-Versionen in völlig neuem Gewand zu präsentieren, gespickt mit witzigen, musikalischen Ideen.
Ende 2009 kam Thorsten Riehle, Chef vom Capitol in Mannheim auf die Idee, mich und den Kollegen Sascha Kleinophorst, (Ensemble-Mitglied des Capitols) zu fragen, ob wir nicht Lust hätten, ein Gesangsduo zu gründen. Frank Schäffer, Pianist aus Neustadt und seit vielen Jahren musikalischer Leiter der Capitol-Hausband wurde mit ins Boot geholt und im April 2010 haben wir unser Programm vorgestellt.
Alles in allem bin ich überaus glücklich, so viele großartige und talentierte Musiker kennen zu dürfen und auch wenn der „Job“ einem immer wieder alles abverlangt und man zwischendurch Menschen zu begegnen hat, die einem nicht wirklich die Wahrhaftigkeit entgegen bringen, die man vertrauensvoll in sie investiert ...
- hey -
.. such is life!
Mit den Aufrichtigen das zu leben und zu zelebrieren, was mich immer und immer wieder am meisten berührt - die Musik - ist eines der größten Geschenke, das ich mir vorstellen kann.
Ich danke allen Menschen, die mich bisher auf meinem spannenden Weg in dieser überaus interessanten Inkarnation begleitet haben.
Wegen euch und meinen Erfahrungen bin ich die, die ich bin.
Love, Light & Piece,
Marion